Würzburg (POW) „Wir veranstalten hier wirklich so eine Art ‚Castingshow‘“, sagt Jürgen Engel augenzwinkernd: Als Ausbildungsleiter am Zentrum für Pastoralassistenten ist er für die Auswahl und Ausbildung der zukünftigen theologischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich. Zum 1. September hat der 43-Jährige diese Aufgabe übernommen, am Montag, 15. Dezember, 19 Uhr, wird er mit einem Gottesdienst in der Hauskapelle des Kilianeums in sein Amt eingeführt.
Derzeit betreut Engel insgesamt 25 Theologie-Studenten der Universität Würzburg. Vom Erstsemester bis zum Examenskandidaten ist dabei so ziemlich jeder Studienabschnitt vertreten. „Unsere Aufgabe ist die praktische und spirituelle Betreuung der Studenten“, umreißt Engel den Aufgabenbereich des Zentrums für Pastoralassistenten. Die Begleitung der jungen Frauen und Männer während ihres Studiums fällt dabei in Engels Ressort: „Wir vermitteln hier Grundlagen, die eben nicht an der Uni gelehrt werden. Wir zeigen den Leuten ihre Stärken und überlegen uns dann, wo sie eingesetzt werden können.“ So geht es während des Studiums vor allem darum, in ergänzenden Seminaren, bei Vorträgen oder während Praktika Schlüsselqualifikationen zu erwerben, die den Studenten in ihrem späteren beruflichen Leben weiterhelfen können. „Wir wollen hier auch Veranstaltungen anbieten, die die Teilnehmer nicht nur für einen Dienst in der Kirche qualifizieren.“
Tatsächlich für die Kirche als Pastoralreferent tätig werden nämlich nur wenige Bewerber. „Wir haben pro Jahrgang zwischen drei und fünf Bewerber. Nehmen können wir allerdings nur einen. Das ist wirklich eine enge Tür“, bedauert Engel und macht spätestens jetzt deutlich, wie schwer der Job in einer Auswahlkommission sein kann. „Natürlich würde ich mir wünschen, dass dieses Tor in Zukunft wieder breiter wird. Es gibt sehr viele gute Charismen, die wir leider nicht nehmen können.“ Wer es trotz guter Bewerbung nicht als Pastoralreferent in den Dienst der Diözese Würzburg schafft, der hat allerdings aufgrund der studienbegleitend erworbenen Qualifikationen immer noch die Möglichkeit, in anderen gesellschaftlichen Bereichen oder bei anderen Diözesen tätig zu werden: „Es gibt in Deutschland, Österreich und der Schweiz immer Diözesen, die ‚externe‘ Bewerber einstellen. Auch außerhalb des Berufsbilds der Pastoralreferenten gibt es Stellen, zum Beispiel bei Verbänden, als geistlicher Begleiter oder Klinikseelsorger.“
Dass der Blick über den Tellerrand nicht schädlich ist, kann Engel aus eigener Erfahrung nur bestätigen. Bevor er seinen Dienst als Studienleiter antrat, absolvierte der Vater von drei Kindern eine Ausbildung zum Bankkaufmann, studierte Theologie in Würzburg und Bamberg, arbeitete als Religionslehrer und später in der Schulleitung der privaten Montessori-Schule Würzburg, war als Geistlicher Leiter im Diözesanverband der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) aktiv und wirkte schließlich als Schulleiter der neu gegründeten privaten Montessori-Fachoberschule Würzburg. „Ich hätte auch als Direktor in Rente gehen können, aber ich bin eben kein Verwalter“, erklärt er eine seiner Motivationen, in die Ausbildung der Pastoralassistenten zu wechseln. Sein Hauptgrund war jedoch ein anderer: „Die Seelsorge war mir immer das Wichtigste.“ So ist Engel neben seiner Ausbildungstätigkeit auch weiterhin als Pastoralreferent in der Würzburger Pfarrei „Unsere liebe Frau“ tätig. „Es tut mir gut, weiterhin in der Gemeinde verankert zu sein.“ Zum Glück zeigten sowohl Pfarrer als auch Pfarrei Verständnis für seine Tätigkeit als Ausbildungsleiter, denn die Arbeit vor Ort „leidet schon ein wenig“.
Haben die Bewerber um eine Stelle als Pastoralassistent die Auswahlhürden genommen und ihr Theologiestudium beendet, dann wartet auf die Männer und Frauen eine dreijährige Ausbildung in einer Pfarrei im Bistum Würzburg. „Der künftige Pastoralreferent wird damit zum Außendienstmitarbeiter der Gemeinde. Er muss für die Leute authentisch und präsent sein, Seelsorgearbeit unter der Woche leisten und die Ehrenamtlichen vor Ort fit machen.“ Neben der Arbeit in der Gemeinde absolvieren die angehenden Pastoralreferenten der Diözese Würzburg gemeinsam mit ihren Bamberger Amtskollegen seit September dieses Jahres auch Kurse in Speyer. Dort treffen sie dann auf die Pfälzer Pastoralassistenten und Kapläne. Eine gemeinsame Ausbildung mit den Priestern der Diözese Würzburg findet damit nicht mehr statt. „Hier ist gerade vieles im Umbruch“, gesteht Engel und ergänzt: „Für mich ist derzeit noch nicht erkennbar, welcher Weg der sinnvollste ist.“ Trotzdem rät er Interessenten bei der Berufswahl zu: „Wir leben in einer Zeit postmoderner Prägung. Es findet ein Bewusstseinswandel in der Gesellschaft statt: Menschen sind für sich und ihre Kinder wieder auf der Suche nach religiösen Einflüssen.“ – Ideale Einsatzmöglichkeiten also für die kirchlichen Außendienstmitarbeiter.
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